"Alle Menschen sind gleich".......
"Ich habe das damals nicht geschafft, deshalb schaffe ich das jetzt auch nicht."
" Ich bin nicht gut genug um dieses oder jenes zu erreichen."
So oder oder so ähnliche Sätze hören wir immer mal wieder von anderen Menschen - oder sagen sie uns selbst, bewusst oder unbewusst. Oft bemerken wir dabei gar nicht, das genau diese Glaubenssätze es sind, die viele unserer Denkweisen und letzlich auch Handlungen bestimmen.
In diesem 2-teiligen Blogbeitrag werden wir einen genaueren Blick darauf werfen, wie Glaubens-sätze entstehen, wie du sie identifizieren & erkenn kannst und schließlich, durch die Kraft von Beweisen und Gegenbeweisen, aber auch durch Achtsamkeit, auflösen kannst.
Wie Glaubenssätze entstehen
Glaubenssätze sind tief verwurzelte Überzeugungen, die unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen und somit das menschliche Verhalten leiten. Sie sind es die definieren, was wir glauben, tun zu können, tun zu sollen und auch tun zu wollen. Sie entstehen oft unbewusst durch vergangene Erfahrungen, Erziehung aber auch kulturelle Einflüsse. Gerade in der Kindheit schleichen sich viele negative Glaubenssätze in unser Unterbewusstsein ein.
Wenn wir immer wieder von uns nahestehenden Menschen ( das könnten Eltern, Geschwister, Verwandte oder Lehrern etc. sein) hören:
"Du bist zu nichts zu gebrauchen!"
Oder: "Egal was du auch anpackst, du machst es immer wieder kaputt."........
.......dann kann es sein, das wir irgendwann anfangen genau daran zu glauben und dies so sehr in unser Unterbewusstsein zu vergraben, so das es zu einem Teil unserer Persönlichkeit wird - ja das wir uns damit sogar identifizieren und es irgendwann gar nicht mehr hinterfragen ob das was wir uns selbst ständig sagen, auch wirklich den Tatsachen entspricht.
Wie Glaubenssätze unser Denken beeinflussen
Ohne es wirklich zu bemerken, beginnen diese Glaubenssätze, die wir von außen auf unser Selbst etikettiert bekommen haben, unsere Art und Weise, wie wir denken, zu beeinflussen. Sie können unsere Sichtweise der Realität vollkommen verzerren und zu allerhand Problemen führen, wie:
Selbstzweifel: Negative Glaubenssätze neigen dazu, Selbstzweifel zu fördern. Wenn wir glauben, dass wir nicht gut genug sind, unwürdig sind oder Versagen vorprogrammiert ist, können diese Überzeugungen unseren Selbstwert beeinträchtigen und dazu führen, dass wir uns selbst in Frage stellen.
Kognitive Verzerrungen: Negative Glaubenssätze können dazu führen, dass wir Informationen selektiv wahrnehmen und interpretieren Das bedeutet, dass wir eher dazu neigen, Situationen negativ zu bewerten und dabei positive Aspekte übersehen oder gar ablehnen.
Selbsterfüllende Prophezeiungen: Negative Glaubenssätze können zu selbsterfüllenden Prophezeiungen führen. Wenn wir fest davon überzeugt sind, dass etwas schief gehen wird, können wir unbewusst Verhaltensweisen an den Tag legen, die dazu führen, dass diese Vorhersage wahr wird.
Angst und Unsicherheit: Negative Glaubenssätze sind sehr oft mit vielen Ängsten und Unsicherheiten verbunden. Wenn wir zum Beispiel glauben, dass wir von anderen nicht akzeptiert werden, können soziale Situationen Angst auslösen und unser Denken negativ beeinflussen.
Beschränkung unserer Möglichkeiten: Negative Glaubenssätze können dazu führen, das unser Denken auf begrenzte Möglichkeiten beschränkt ist. Das heisst: Wir könnten uns selbst davon abhalten, neue Herausforderungen anzunehmen oder unsere Fähigkeiten zu erweitern, weil wir tief drinnen glauben, dass wir dazu nicht in der Lage sind.
Negative Emotionen: Negative Glaubenssätze können starke negative Emotionen auslösen, wie beispielsweise Angst, Frustration oder Depression. Diese Emotionen können das Denken weiter beeinflussen und zu einem Teufelskreis führen, in dem negative Gedanken negative Emotionen verstärken.
Die selbsterfüllende Prophezeihung - Wie Glaubensätze unser handeln beeinflussen
Vielleicht hast du schon einmal von der "selbsterfüllende Prophezeiung" gehört.
Die selbsterfüllende Prophezeiung bezieht sich auf eine Vorhersage oder Erwartung, die in sich selbst den Mechanismus enthält, um wahr zu werden, und das unabhängig davon, ob die ursprüngliche Vorhersage korrekt war oder nicht.
Der Soziologe Robert K. Merton beschreibt den Mechanismus wie folgt:
„Die selbsterfüllende Prophezeiung ist anfänglich eine falsche Bestimmung der Situation, sie verursacht [aber] ein neues Verhalten, das bewirkt, dass die ursprünglich falsche Auffassung richtig wird. Die vordergründige Gültigkeit der selbsterfüllenden Prophezeiung führt eine Herrschaft des Irrtums fort. Denn der Prophet wird den tatsächlichen Gang der Dinge als Beweis dafür anführen, dass er von Anfang an recht hatte.“[1]
Ablauf einer selbsterfüllenden Prophezeiung
Die selbsterfüllende Prophezeiung setzt in der Regel einen Prozess in Gang, der folgendermaßen abläuft:
Initiale Vorhersage: Jemand hat eine Vorhersage über eine zukünftige Ereignis oder Situation, sei es positiv oder negativ. Diese Vorhersage basiert oft auf persönlichen Überzeugungen, Erfahrungen oder Meinungen.
Verhalten beeinflusst durch die Vorhersage: Die Person, die die Vorhersage macht, wird aufgrund dieser Erwartung bestimmte Handlungen oder Verhaltensweisen an den Tag legen. Dieses Verhalten kann bewusst oder unbewusst sein.
Einfluss auf andere: Das Verhalten der Person, die die Vorhersage gemacht hat, kann auch das Verhalten anderer beeinflussen. Andere reagieren oft auf die erwarteten Handlungen oder Erwartungen, indem sie sich entsprechend verhalten.
Erfüllung der Vorhersage: Aufgrund des beeinflussten Verhaltens kann die ursprüngliche Vorhersage wahr werden, unabhängig davon, ob sie zu Beginn korrekt war oder nicht. Das Ergebnis scheint die Vorhersage zu bestätigen, was den Glauben an die Richtigkeit der Vorhersage verstärken kann.
Wie wir uns selbst betätigen
Nehmen wir also das bereits genannte Beispiel eines Menschen, der immer wieder zu hören
bekommen hat, das er nichts kann und nichts wert sei. Ohne es zu merken, haben diese Worte sich in sein Unterbewusstsein eingebrannt und bestimmen daraufhin sein Denken und Handeln.
Sobald diese Person vorhat etwas neues zutun, wie zum Beispiel das erreichen eines bestimmten Ziels, wird sie sich selbst immer wieder sagen: "Ich kann das eh nicht, also warum sollte ich es überhaupt erst versuchen?" Und dieser Glaubenssatz wird dafür sorgen das sie dement-sprechend handelt - indem sie nicht handelt.
Und sollte sie doch dazu entschließen zu handeln, wird sie sich immer wieder von außen (wie andere menschen, zum jetzigen Zeitpunkt unerreichbare Dinge) die Bestätigung holen für das was sie glaubt (zu wissen). Im Bezug auf andere Menschen wird sie sich immer wieder Menschen auswählen oder anziehen, die ihr genau das bestätigen - eben das sie nichts wert ist.
Nichts ist in Stein gemeißelt
Das von mir gewählte Beispiel stellt keine unabänderliche Realität dar, sondern ist viel mehr ein bestimmtes, sich wiederholendes und antrainiertes Muster, das sich durch Selbstbestätigung verfestigt hat. Diese negativen Glaubenssätze können aber auch unterbrochen und verändert werden.
Dabei besteht der erste Schritt zur nach-haltigen Veränderung darin, sich dieser Glaubenssätze bewusst zu werden und gezielt daran zu arbeiten, positive Über-zeugungen zu kultivieren, um den Teufels-kreis zu durchbrechen.
Im zweiten teil meines Artikels werde ich dir Möglichkeiten aufzeigen, wie du negative Glaubensmuster erkennen, auflösen und durch neue positive & förderliche ersetzen kannst.
1: Robert K. Merton, The self-fulfilling prophecy. In: The Antioch Review, Jg. 8, 1948, S. 193–210.
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